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Schulpastoral: Diakonie im Lebensraum Schule

Die Schule wird in den letzten Jahren verstärkt als ein wichtiger Lebensbereich wahrgenommen. Sie ist der einzige pastorale Ort, an dem wir als Kirche noch mit allen Kindern und Jugendlichen in Kontakt treten. Der Lernort Schule hat sich auch zum Lebensraum für viele Menschen entwickelt. Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer verbringen immer mehr Zeit in der Schule. Auf das Leben der Kinder und Jugendlichen aus den Gemeinden einer Seelsorgeeinheit nimmt die Schule wesentlichen Einfluss und prägt deren Lebensgefühl entscheidend mit. Weitere gesellschaftliche Veränderungen veranlassen Staat, Gesellschaft und Kirche dazu, Schulleben, Schulkultur und Schulentwicklung mit unterschiedlichen Beiträgen zu fördern und zu unterstützen. Die Deutschen Bischöfe haben in ihrer Verlautbarung „Schulpastoral – der Dienst der Kirche an den Menschen im Handlungsfeld Schule" grundlegende Anliegen, Handlungsfelder und Formen der Schulpastoral als Beitrag zur Gestaltung von Schulleben beschrieben:

„Schulpastoral ist ein Dienst, den Christen aus ihrer Glaubensüberzeugung heraus für das Schulleben leisten mit der Absicht, so zur Humanisierung von Schule beizutragen"  (Die deutschen Bischöfe - Kommission für Erziehung und Schule: Schulpastoral - der Dienst der Kirche an den Menschen im Handlungsfeld Schule, Bonn 1996, S. 7). Ein Stück weiter wird im Bischofspapier eine ausführliche Begriffsbestimmung gegeben:

„Seit Ende der 80er Jahre wird vermehrt der Begriff Schulpastoral verwendet. Die differenzierter gewordene Einsicht in das äußerst komplexe Handlungsfeld kirchlicher Diakonie im Lern- und Lebensraum Schule weiß sich dabei bestimmt durch die Verantwortung der Christen, die in der Schule und deren Umfeld arbeiten, und traut ihnen aufgrund ihres eigenen Glaubenslebens Kompetenz für die Gestaltung des Schullebens zu. In der Schule als Lern- und Lebensraum, der große Bedeutung hat für die Lebensorientierung junger Menschen, will Schulpastoral im gelebten Miteinander des Glaubens die heilsame Präsenz des Christlichen erfahrbar machen und dadurch helfen, zu einer vernünftigen Selbstbestimmung des einzelnen in Gemeinschaft mit anderen zu gelangen. Schulpastoral will einladen und anleiten, in diakonischem Geist Verantwortung für eine humane Gestaltung des Schullebens zu übernehmen. Sie zielt ferner auf vertiefte Kooperation und Kommunikation über die Schule hinaus, und zwar sowohl mit den Bereichen von Pfarrgemeinde und kirchlicher Jugendarbeit als auch mit Einrichtungen der Erziehungs- und Sozialhilfe im kommunalen Bereich.

So stellt sich Schulpastoral dar als ein Dienst der Kirche an den Menschen im Handlungsfeld Schule und dadurch als ein diakonischer Dienst an der Institution Schule selbst. Schulpastoral ermöglicht in vielen unterschiedlichen Maßnahmen, dass die froh und heil machende Wirkung des christlichen Glaubens im Lern- und Lebensraum Schule erfahrbar werden kann: Eltern, Schüler und Lehrer und andere Mitarbeiter der Schule übernehmen aus ihrer gelebten christlichen Überzeugung heraus Verantwortung füreinander und für den Lern- und Lebensort Schule..." (Die deutschen Bischöfe - Kommission für Erziehung und Schule: Schulpastoral - der Dienst der Kirche an den Menschen im Handlungsfeld Schule, Bonn 1996, S. 12f).

Dieser hier klar benannte diakonische Ansatz löst früher mehr im Vordergrund stehende Erwartungen und Konzeptionen der Erfassung und Versorgung gläubiger Schülerinnen und Schüler ab. Neben dem Grundbegriff Diakonie wird im Bischofspapier als theologische Grundlegung der vom Zweiten Vatikanum für die Kirche gewählte Begriff der Communio verwendet. Er beschreibt die Kirche als Gemeinschaft des Volkes Gottes und begreift ihren Auftrag als Sendung in die Welt. Schule und Schulpastoral sind für die Kirche entscheidende Schnittstelle zur Gesellschaft.

In den Erfahrungen „von Verdanktsein, von Freude und Gelingen...von Angst, Sünde, Verzweiflung und Scheitern... von Angenommensein und Geachtetwerden, von Abgelehntwerden und Alleinsein... von Beschenktsein und Mangel... will die Schulpastoral Grundmuster christlicher Wertorientierung und Lebensgestaltung erschließen und so einen Beitrag zur Lebensdeutung aus dem Glauben leisten... Die Schulpastoral soll Erlebnis- und Erfahrungsräume öffnen, in denen Verstand und Empfindungsvermögen, Körper und Sinne, Beziehungsfähigkeit und Phantasie Raum finden." (Die deutschen Bischöfe - Kommission für Erziehung und Schule: Schulpastoral - der Dienst der Kirche an den Menschen im Handlungsfeld Schule, Bonn 1996, S. 16).

„Im Engagement aus christlichem Geist, in der Unterstützung durch die Verantwortlichen auf den verschiedenen Ebenen und in der bereitwilligen Kooperation aller, die für das Schulleben Verantwortung tragen, liegt der wesentliche Impuls für die Weiterentwicklung der Schulpastoral." (Bischof Manfred Müller im Vorwort, S. 6).

Schule als Lernort und Lebensraum muss als Chance und Aufgabe, als ein genuiner pastoraler Auftrag in einer Seelsorgeeinheit bewusst gemacht, neu verstanden und genutzt werden. Schule ist ein Ort der Gemeinde, ist werktäglicher Gestaltungsraum kooperativer Pastoral und Nagelprobe der Option für die Familien und für die Jugend.

Zusammenfassend lassen sich als Ziele der Schulpastoral benennen:

Schulpastoral will

  • zur Verlebendigung und Humanisierung von Schule beitragen;

  • Schulleben und Schulkultur mitgestalten;

  • Kommunikation zwischen Eltern, Schüler/innen und Lehrer/innen fördern;

  • Wegbegleitung und Hilfen zur Persönlichkeitsentwicklung anbieten;

  • zu einem am Evangelium orientierten Leben ermutigen.

Personales Angebot

Schulpastoral lebt vom Engagement einzelner Menschen und damit vom personalen Angebot. Grundsätzlich gehören zum personalen Angebot alle, die sich in der Schulpastoral aus christlichem Glauben heraus engagieren und bereit sind, ihre Erfahrungen zur Sprache zu bringen und partnerschaftlich miteinander umzugehen. Religionslehrerinnen und -lehrer tragen dabei besondere Verantwortung. In den pastoralen Berufen, die einige Stunden Religionsunterricht erteilen und sich schulpastoral in die Schule einbringen, begegnen die Kinder, Jugendlichen, Lehrkräfte und Eltern wichtigen Vertretern der Kirche. Kooperation mit kirchlicher Gemeinde- und Jugendarbeit wird durch die personale Präsenz pastoraler Berufe in der Schule gefördert. Im Kontakt mit Schülern, Lehrern und Eltern geschieht Seelsorge.

Ökumene

An vielen Schulen geschieht schulpastorales Handeln bereits in ökumenischer Zusammenarbeit zwischen den Kirchen und Schulen. Dies gilt es noch weiter auszubauen.

Kooperation

Schulpastoral ist auf die Kooperation mit schulischen und außerschulischen Partnern angewiesen. Als schulische Kooperationspartner der Schulpastoral sind, soweit sie nicht selbst zu den Trägern von Schulpastoral gehören, u.a. die Schulleitung, Verbindungs- und Beratungslehrer, Elternbeirat, Schulforum, Schülersprecher/innen, Schulpsychologen, sonderpädagogische Dienste und schulhausinterne Erziehungshilfe zu nennen. Zu den außerschulischen Kooperationspartnern der Schulpastoral zählen u.a. Schulabteilungen und Seelsorgeämter der Kirchen, kommunale und kirchliche Jugendämter, Einrichtungen kommunaler und kirchlicher Jugendhilfe bzw. Jugendsozialarbeit, kommunale und kirchliche Beratungseinrichtungen sowie die Kirchengemeinden.

Unterricht und Schulpastoral

Zwischen dem Unterrichts- und Erziehungsauftrag der Schule und den Zielsetzungen von Schulpastoral kann es vielfache Verbindungen geben, gerade im Religionsunterricht. Im Unterricht der Fächer können schulpastorale Anliegen ihren Ausdruck finden, wenn aus christlicher Motivation heraus Schüler und Schülerinnen die Möglichkeit erhalten, ihre Erfahrungen, Fragen und Nöte zur Sprache zu bringen und sich damit auseinander zu setzen. Schulpastoral konkretisiert sich in den Beziehungen zwischen Lehrer/innen und Schüler/innen sowie bei der Auswahl und methodischen Gestaltung von Lerninhalten. Allerdings sind Schulpastoral und Religionsunterricht nicht deckungsgleich. Religionsunterricht findet als ordentliches Lehrfach in der Schule statt und richtet seine Bildungs- und Erziehungsarbeit am Lehrplan aus. Schulpastoral ist kein Bestandteil des Fächerkanons, sie richtet ihr freiwilliges Angebot an konkreten Wünschen und Erfordernissen aus. Damit leistet Schulpastoral einen Beitrag zur Mitgestaltung von Schulleben und Schulkultur.

Praxisbeispiele

Die praktische Verwirklichung von Schulpastoral kann an jeder Schule unterschiedlich aussehen, je nach dem, welche Schwerpunkte gesetzt werden und welche personellen Kräfte vorhanden sind:

  • Beratung und Begleitung: z.B. Einzelgespräche mit Schülern, Lehrern oder Eltern; Hausaufgabenhilfe; Zusammenarbeit mit Eltern, Beratungs- und Verbindungslehrkraft, Schulpsychologen, Behörden; Supervision und kollegiale Beratung für Lehrer...

  • Prävention und Konfliktbearbeitung: z.B. Aktionen zur Stärkung sozialer Kompetenz, Gesprächsabend mit Eltern, Kommunikationstraining mit Klassensprechern, Modelle zu Konfliktbearbeitung und Streitschlichtung...

  • Spirituelle Angebote: z.B. Frühschichten, Morgenkreis, Schulgebet, Pausenbesinnung, Gottesdienste, Wallfahrten, Kreuzweg, Meditation, Entspannungsübungen, Besinnungstage, Wandern mit der Bibel...

  • Projekte auf Klassenebene: z.B. zum Thema „Schöpfung" oder „Eine Welt", Klassenpatenschaften, Schullandheimaufenthalt mit religiösen Elementen, Tage der Orientierung, Klassenfahrten, Kennenlerntag zum Neueintritt in die Schule...

  • Schulkultur und Schulentwicklung: z.B. kreativ-musische Angebote, Band, Schulhausgestaltung, Schülerzeitung, Feste und Feiern, Schulforum, Elterntreffen, kollegiale Unternehmungen, Reflexions- und Planungstag des Lehrerkollegiums...

  • Räume der Begegnung: z.B. Einrichtung eine Schülercafés mit Möglichkeiten von Gespräch, Begegnung und Spiel; Gestaltung des Pausenhofes oder Schulgartens; Angebote im Raum der Stille oder Meditationsraum; Einrichtung von „kommunikativen Ecken" im Schulgebäude...

Möglichkeiten der Kirchengemeinden in einer Seelsorgeeinheit zu einer Kooperation mit Schulen im Rahmen von Schulpastoral

Grundsätzlich sind diese Vorschläge nicht als „Mehrarbeit" zu den schon vorhandenen zahlreichen Aufgaben zu verstehen, sondern teilweise als Verlagerung schon geleisteter Tätigkeiten und Initiativen. Durch gelungene Kooperation mit der Schule entsteht auch Entlastung, da nicht alles unter dem Dach der Pfarrgemeinde geschehen muss.

Sorgsam gilt es mit Befürchtungen oder Vorbehalten von Lehrkräften umzugehen, Kirche wolle Schule für ihre eigenen Anliegen vereinnahmen. Demgegenüber ist noch einmal zu betonen, dass wir einen Dienst für und mit den Menschen in der Schule leisten sollen und unseren Beitrag zu einem menschenfreundlichen Klima einbringen.

Beispiele:

  • Kontakt zu den staatlichen und kirchlichen Religionslehrerinnen und –lehrern sowie deren fachliche und geistliche Begleitung;

  • Austausch über gemeinsame religionspädagogische Anliegen, Planung und Durchführung gemeinsamer Projekte und spiritueller Angebote, die Schule und Gemeinde betreffen;

  • Gemeinsame Akzentuierung der Elternarbeit in der Gestaltung von inhaltlichen Elternabenden.

  • Einzelne Angebote der Familienpastoral finden in der Schule einen größeren Adressatenkreis. Eltern engagieren sich, wenn sie die Erfahrung machen, es kommt ihren Kindern zugute.

  • Im Rahmen der Kommunionkatechese geschieht schon in vielen Gemeinden und Schulen fruchtbare Zusammenarbeit.

  • Im Rahmen der Firmkatechese einer Seelsorgeeinheit gibt es Möglichkeiten der Vernetzung, allerdings nur dann, wenn in der Seelsorgeeinheit, die sich mit dem Schulsprengel deckt, ein einheitliches Firmalter existiert.

  • Neue Chancen eröffnen sich auch im Zusammenhang mit der Jugendpastoral, sowohl auf der Ebene der Seelsorgeeinheit als auch auf der des Dekanates. Durch Angebote und Aktivitäten für und mit Jugendlichen im Rahmen der Schule entsteht auch Entlastung für die Jugendpastoral in der Gemeinde und eine Bündelung „personeller Ressourcen", da nicht in jeder Gemeinde für vielleicht wenige Jugendliche ein eigenes Angebot nötig ist. Tage der Orientierung, angeboten von der Regionaljugendstelle oder dem Schüler/innenforum bzw. Schüler/innenreferat finden schon seit Jahren positiven Anklang und sind ein Beispiel gelungener Kooperation zwischen Schule und Jugendarbeit, die weiter ausbaufähig ist.

Ulrich Geißler;
Bischöfliches Ordinariat; Referat Schulpastoral; Ottostr. 1, 97070 Würzburg, Tel. 0931 / 386-63611,
Fax: 386-63609, Email: schulpastoral@bistum-wuerzburg.de


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